Gestern saß ich dort auf dem schmalen roten Sessel zwischen all den Ledertaschen, den Koffern und Regenschirmen. Die Regale um mich herum waren bis oben bestückt und neben mir in der großen Vase schaute eine künstliche Blume ganz ohne Stil heraus. Man hatte den Geschäftsraum so eingerichtet, dass Platz war für die Zuhörer und mich. Drei Reihen von
erwartungsfrohen Klappstühlen vor mir - mir schien es, als freuten sie sich, die daherkommenden Freitagabendgäste auf ihren Schoß zu nehmen und mit zu lauschen. Endlich nochmal Geschichten, denn von den Reisen der verkauften Produkte, hörten sie selten noch einmal etwas. Sie ließen in der Mitte einen kleinen Gang.
Durch die zwei Glasfronten konnte ich das Kommen und Gehen von meinem Platz aus gut beobachten. Laut Ankündigung präsentierte zwei Häuser weiter in der Bäckerei eine Sängerin ihre eigenen Texte, von eine Freundin am Klavier begleitet. Desweiteren wurde in der Metzgerei musiziert und in einer Kneipe gelesen. Es gab über ein dutzend Programmangebote. Langsam füllten sich die Plätze mit den Menschen, die zu mir wollten. Ein paar bekannte Gesichter nickten mir bestätigend zu. Als die Startzeit gekommen war erhob ich mich freudig mit den Worten, ich müsse mal kurz hinausgehen, um hereinkommen zu können. So nahm ich Anlauf und es begann also die kleine Geschichte zu meiner Reise und dem Buch. Zum AbschIuss habe ich dann den Text von dem ZWISCHENRAUM vorgetragen und beendete ihn mit den Worten: Schön, dass es mich gibt. Ich war selbst ganz überrascht von dem, was mir da passiert war, doch es schien als stimmig angekommen zu sein. Sie applaudierten in meine Verlegenheit hinein und wir schmunzelnd erfreuten über dieses Gefühl. Auch die rote Blume. Habe ich mich herausgewagt aus der Stille des Gesterns, so bin ich bei dem Rendez-vous Hinausgewachsen in das Morgen meines Buches und wurde vor Ort zu einer stimmigen Echtzeit.
DANKE